Da sich das alleinige Verwenden chinesischer Schriftzeichen
(Kanjis) als zu umständlich herausstellte, entwickelten sich vor etwa
einem Jahrtausend zwei Silbenschriften in Japan: Hiragana
und Katakana, zusammen Kana genannt.
Heute
werden die Hiragana-Zeichen für alle Arten von grammatikalischen Endungen verwendet.
Bei einem Wort wie "miru" oder "mimasu" (sehen) zum
Beispiel wird zunächst ein Kanji geschrieben, um die Bedeutung anzuzeigen,
danach folgt die Endung in Hiragana-Zeichen: Das Zeichen "ru"
für die Endung der Grundform, die Zeichen "ma" und "su"
für die höfliche Endung "-masu". Auch viele kleinere
Wörter wie Partikel und manche Adverbien werden mit Hiragana geschrieben.
Außerdem schreibt man Kanji-Wörter, deren Kanjis zu schwierig
oder außer Gebrauch geraten sind, in Hiragana. Rein theoretisch könnte
man jeden Text allein in Hiragana verfassen - und bei Kinderbüchern
ist das tatsächlich oft der Fall. Allerdings empfinden erwachsene
Japaner das nicht als lesefreundlich, denn die Übersichtlichkeit des
Japanischen leidet sehr darunter. Man muß sich vorstellen, man würde
im Deutschen auf die Wortzwischenräume und die Großschreibung
verzichten...
Das
Beherrschen von Hiragana und Katakana ist sowohl für japanische Kinder
als auch für ausländische Erwachsene :-) die Grundlage, um geschriebenes
Japanisch zu verstehen. Mit Kanjis - so faszinierend sie sein mögen
- sollte man sich erst abgeben, wenn man die beiden Silbenalphabete einigermaßen
flüssig lesen kann.
Beide
Silbenalphabete bestehen aus je 46 Grundzeichen, die noch durch den Zusatz von Pünktchen und Kringeln
erweitert werden können. Die Tafel, in der diese Zeichen angeordnet
werden (in derselben Reihenfolge sind Einträge in japanischen Lexika,
Wörterbüchern und dergleichen sortiert), heißt verwirrenderweise
50-Laute-Tafel. Früher waren es tatsächlich einmal 50 Silben
- mittlerweile sind fünf weggefallen und eine ist neu dazugekommen,
was nach Adam Riese 46 ergibt.
Die
50-Laute-Tafeln für Hiragana und Katakana, sowie die Erweiterungen
und Zusammensetzungen der Zeichen und eine Einführung in die japanische
Rechtschreibung finden Sie hier in einer Übersicht - die genaue Strichfolge
zeigen wir Ihnen auf dieser Seite weiter unten. Um Sie dazu zu bewegen,
die Zeichen nicht nur anzuschauen, sondern selbst zu schreiben, haben wir
sie animiert.
Die
Grundregel beim Schreiben lautet: Von oben
nach unten und von links nach rechts.
Lassen Sie sich nicht davon irritieren, daß die Linien mal dicker,
mal dünner sind - solche kalligraphischen Spielereien kann man mit
dem Pinsel wagen, aber mit Kuli oder Bleistift versucht man es lieber erst
gar nicht.
Umschrift |
Zeichen |
Schreibweise |
Kommentar |
A |
|
|
Eines
der schwierigsten Zeichen gleich am Anfang. Es sind drei Striche -
achten Sie darauf, dass die dritte, gebogene Linie die zweite zweimal
und sich selbst auch noch einmal kreuzt. (Wenn Sie diesen Satz verstanden
haben, haben Sie die Eingangsprüfung bestanden!) |
I |
|
|
Zwei
Striche, aber eigentlich eine einzige Bewegung, die einmal unterbrochen
wird. |
U |
|
|
Zwei
Striche. |
E |
|
|
Zwei
Striche, der zweite ist das bekannte Zorro-Zeichen (falls Sie alt oder
zeitlos genug sind, dieses Stück westlicher Massenkultur noch
zu kennen ...) |
O |
|
|
Dieses
Zeichen gleicht auf den ersten Blick dem A ein wenig, nicht wahr? Doch
der zweite Strich bricht nicht ab, sondern macht eine Schleife. Den
kleinen Strich rechts oben (wird eigentlich als "Punkt" bezeichnet)
bitte nicht vergessen... |
KA |
|
|
Drei
Striche. Wer das chinesische Zeichen für Kraft kennt, dem wird
dieses Zeichen bekannt vorkommen. Auch hier wieder der gleiche Punkt
rechts oben wie bei dem vorigen Zeichen O. |
KI |
|
|
Das
kann man als drei oder vier Striche zählen, je nachdem, ob man
bei dem kleinen Linksschwung am Ende absetzt oder nicht. |
KU |
|
|
Ein
einziger Strich. Mit etwas mathematischer Phantasie wäre das ein
"Sehr-viel-kleiner-als"-Symbol, oder? |
KE |
|
|
Schwierig,
schwierig - drei Striche, und einer krummer als der andere... |
KO |
|
|
Zwei
Striche - simpel und doch nicht ganz leicht zu malen. Ein Tipp: Bei
den meisten Hiragana-Zeichen sieht man kleine Haken, wo man ursprünglich
den Pinsel abgesetzt hat (z.B. hier am Ende des oberen Striches). Wenn
man mit Bleistift oder Kuli schreibt, sollte man diese Häkchen
nicht zu sehr übertreiben. Das machen Anfänger gerne. Wenn
die obere und untere Linie verbunden werden, sieht das Zeichen wie
ein Hiragana-"te" aus - nicht gut... |
SA |
|
|
Sieht
aus wie das "ki", nicht wahr, nur daß es einen Querstrich
weniger hat. |
SHI |
|
|
Ein
Angelhaken - ein Strich. Übertreiben Sie den Haken nicht - es
soll nicht wie ein lateinisches U aussehen! |
SU |
|
|
Zwei
Striche. Den Kringel nicht zu groß machen, ja? |
SE |
|
|
Drei
Striche. Bitte unbedingt die Reihenfolge einhalten - dann schreibt
es sich leichter (auch wenn Sie vielleicht gegenteiliger Meinung sein
sollten, vertrauen Sie mir und ein paar Dutzend Generationen Japanern). |
SO |
|
|
Das
ist eigentlich ein Strich, wird manchmal aber auch als zwei geschrieben,
indem man nach dem ersten kleinen Zipfelchen absetzt. Machen Sie sich
darüber keine Gedanken. |
TA |
|
|
Vier
Striche. Dieses Zeichen sieht wirklich aus wie ein lateinisches "ta",
oder? |
CHI |
|
|
Zwei
Striche. Ist fast ein SA, nicht wahr? Spiegelverkehrt und ein wenig
verzerrt - höllisch leicht zu verwechseln... |
TSU |
|
|
Das
ist ein Strich - und die Nase von Asterix. |
TE |
|
|
Auch
ein Strich, aber wessen Nase? |
TO |
|
|
Zwei
Striche. Geht es Ihnen wie mir? Sehen Sie auch schon lauter Nasen?
Diesmal mit einer Lesebrille darauf ... Zeichnen Sie die Brille zuerst,
auch wenn's schwerfällt. |
NA |
|
|
Vier
Striche. Unbestritten das schwierigste Zeichen. Malen Sie es bitte
ab, und erwarten Sie nicht, dass mir etwas Kluges dazu einfällt... |
NI |
|
|
Fängt
an wie das KE, und endet ein bißchen wie das TA, stimmt's? Das
sind drei Striche. |
NU |
|
|
Dies
sind nur zwei Striche, aber der zweite hat's in sich. Trösten
Sie sich - NU ist das seltenste Hiragana-Zeichen. Man sieht es so selten,
dass man ständig vergißt, wie man es schreiben soll ... |
NE |
|
|
Zwei
Striche. NE gehört zu einer Gruppe von drei Zeichen, die sich
sehr ähnlich sind: NE, RE und WA. NEin, REgen Sie sich nicht auf,
WArten Sie nur ab ... |
NO |
|
|
Ein
Strich. Dieses Zeichen beweist: Weder Bayern noch Schwaben haben die
Brezel erfunden ... |
HA |
|
|
Drei
Striche. Fängt an wie KE und NI. |
HI |
|
|
Ein
Strich. (Und womöglich schon wieder eine Nase?) |
FU |
|
|
Vier
Striche. Was sehen Sie in diesem Zeichen? Ich eine beschworene Schlange
- kennen Sie einen guten Psychoanalytiker, der mir das deuten kann? |
HE |
|
|
Ein
Strich, und zwar ein krummer. |
HO |
|
|
Das
HO ist wie das HA, hat aber einen Strich mehr, und dabei ist wichtig,
dass die letzte Linie nicht durch den oberen Querstrich hindurchgeht,
sondern erst an ihm beginnt. |
MA |
|
|
Für
dieses Zeichen gilt das Gegenteil - hier muß die Längslinie
durch beide Querstriche hindurchgehen. Sonst wird es kein MA, sondern
ein halbes HO. |
MI |
|
|
Zwei
Striche. |
MU |
|
|
Drei
Striche. Einer meiner Schüler sah in diesem Zeichen eine Kuh.
Links oben die Hörner, der Kringel die Schnauze und das letzte
Tüpfelchen der quastige Schwanz. Fast perfekt - leider machen
die Kühe in Japan nicht Muh, sondern MOO ... |
ME |
|
|
Zwei
Striche. Das ist ein NU ohne den abschließenden Kringel. |
MO |
|
|
Drei
Striche. Andere Strichfolge als bei MA, und die kleinen Querstriche
sind nicht gerade, sondern etwas gebogen, als würde man ein kleines
KO schreiben. |
YA |
|
|
Drei
Striche, wobei der zweite und dritte oft zusammengeschrieben werden. |
YU |
|
|
Auch
zwei Striche. |
YO |
|
|
Zwei
Striche. Den kleinen zuerst zu machen, kostet etwas Überwindung,
aber im zweiten Jahr lassen die Schmerzen nach ... |
RA |
|
|
Zwei
Striche - wird auch manchmal am Stück geschrieben. |
RI |
|
|
Ein
Strich. |
RU |
|
|
Und
auch das ist nur ein Strich. Achtung: Der Kringel am Schluß kreuzt
die Linie nicht, sondern endet fein säuberlich dort. |
RE |
|
|
Zwei
Striche. Hier also das zweite Mitglied der NE-RE-WA-Familie. Hat den
Schlußschwung nach außen. |
RO |
|
|
Ein
Strich. Sieht aus wie das RU, nicht wahr, nur ohne Kringel am Ende.
Als Eselsbrücke können Sie sich merken, daß die Eselsbrücke,
RO hätte einen Kringel wie ein O, wohingegen RU offen sei wie
das U ..., falsch ist ... |
WA |
|
|
Zwei
Striche. Im Gegensatz zu seinen Geschwistern NE und RE hat dieses Zeichen
den Schlußschwung nach innen. |
WO (O) |
|
|
Drei
Striche. Dieses Zeichen wird O ausgesprochen und nur für das Objekt-Partikel
O verwendet. Böses, böses Zeichen. |
N |
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Ein
Strich. Manche Leute schreiben eine Zwei so ähnlich |
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